Zwischen Blüten und Begegnung

Mittwochmorgen in Rankweil. Die Luft ist noch frisch, doch herrscht bereits emsiges Treiben auf dem Marktplatz. Kaum haben die Marktfahrer:innen ihre Stände aufgebaut, sind auch die ersten Kund:innen da. Ein besonders liebevoll gestalteter Stand fällt ins Auge: Ursula Mathis bietet feil, was ihr Garten hergibt: regionale Blumensträuße, Kränze, Arrangements – ergänzt durch selbst gestaltete Karten und handgemachte Geschenksideen.

Floristik aus dem eigenen Garten

Die Älteren erinnern sich noch an die Gärtnerei Häußle, die früher direkt am Rankweiler Marktplatz stand. Dort ist Ursula Mathis aufgewachsen – zwischen Erdhaufen und Tulpenzwiebeln. „Hier habe ich meine Wurzeln. Die Gärtnerei war mein Abenteuerspielplatz.“ Und ein guter Boden für ihr weiteres Leben, denn sie wurde Floristin und füllte diesen Beruf bis zu ihrer Pensionierung mit großer Leidenschaft aus. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihrem großen Garten erzählt, den sie jetzt in der Pension bewirtschaftet.

Von der Pike auf

Fast alles, was sie auf den Markt mitbringt, ist in ihrem eigenen Blumengarten gewachsen. „Ich mache alles selbst: säen, pikieren, pflanzen und ernten.“ Dann kommen ihr geübtes Handwerk und ihr Gespür für Gestaltung ins Spiel: Wahre Kunstwerke entstehen in Ursulas Händen – aus einfachen, regionalen und saisonalen Pflanzen. Mit viel Geschmack und ohne
Firlefanz. „Ich arbeite einfach gerne mit natürlichen Sachen. Nichts ist eingefärbt oder künstlich, sondern so, wie es in der Natur vorkommt.“ Lieblingsblumen? Gibt es nicht. „Mit jeder Jahreszeit fällt mir wieder eine andere ein. Ich mag die Veränderung, die Vielfalt.“

Kupfer – das weibliche Metall

In ihrem Garten arbeitet Ursula Mathis vorwiegend mit Kupferwerkzeug: „Das ist das weiche, weibliche Metall, das der Erde zugeordnet wird.“ Ihr ganzheitliches Wissen hilft ihr bei der Arbeit im Einklang mit der Natur. Sie verwendet Bio-Dünger und sammelt eigenes Saatgut. Chemie kommt ihr nicht ins Beet. Stattdessen setzt sie auf alte Hausmittel wie Brennnesseljauche, Schachtelhalm, Mulch. Sie weiß, dass Geduld und Beobachtung die besten Lehrmeister sind – und wenn man einfach mal etwas wachsen lässt, was sich ins Beet verirrt, hält der Garten immer wieder neue Überraschungen bereit.

Treffpunkt Wochenmarkt

„Ich arbeite gerne für mich allein im Garten – aber ich möchte auch Kontakt mit den Leuten haben.“ Deshalb kommt Ursula mit ihrer guten Freundin Judith jeden ersten Mittwoch
im Monat auf den Rankweiler Wochenmarkt – und manchmal auch darüber hinaus. Es sind die Begegnungen, die sie schätzt: Wenn Stammkund:innen sie vermissen, wenn jemand fragt, woher die Blumen kommen, wenn sie ihr Wissen weitergeben kann. Besonders schön sind die Momente, wenn alte Bekannte vorbeischauen – sogar Schulfreunde aus längst vergangenen Tagen. „Das ist auch ein Stückchen Heimat“, sagt Ursula.

Blumen, Karten und Geschichten

Neben Blumen verkauft sie auch handgemachte Karten – jede ein kleines Kunstwerk, in dem viel Hingabe steckt. Und auch wer nichts kauft, ist eingeladen zu verweilen, zu plaudern, zu staunen. Gelegentlich werden am Marktstand auch Gartentipps ausgetauscht oder Gespräche über Gott und die Welt geführt – inspiriert von Ursulas Naturwerk. Ihre Kreationen bringen Freude und machen vielleicht sogar Lust, selbst wieder einmal die Hände in die Erde zu stecken.

erstellt von Karolin Frei veröffentlicht 22.05.2025